Q und R

Quäker

Die Quäker sind eine heute weltweit verbreitete Religionsgemeinschaft, deren antikirchlicher Charakter hervorstechendstes Merkmal ist. Die Quäker nannten sich ursprünglich “Gesellschaft der Freunde”, den früheren Spottnamen Quäker (“Zitterer”) übernahmen sie später selbst als Eigenbezeichnung.
Dazu gibt’s eine nette Anekdote: Der Gründer der Bewegung, George Fox, hatte 1650 bei einer Gerichtsverhandlung dem Richter zugerufen, er solle das Wort Gottes hören und vor dem Jüngsten Gericht zittern, woraufhin der Richter ihn spöttisch “Zitterer” nannte.
(Quelle: Hartwig Lödige, Tesa, Tuc und Teddybär, München 2001)

Quarantäne

Quarantäne setzt sich aus dem italienischen quaranta giorni zusammen und heißt “vierzig Tage”. 1348 wütete die Pest in Venddig und Verdächtige wurden für 40 Tage auf eine Insel geschickt, um zu beobachten, ob sie krank oder gesund waren.
Quelle: Hartwig Lödige: Ketchup, Jeans und Haribo, München 2002

Rabeneltern

Völlig zu Unrecht gelten Raben als schlechte Eltern. Der Begriff “Rabeneltern” basiert auf der Annahme, dass die schwarzgefiederten Vögel ihre Brut aus dem Nest werfen, wenn es ihnen zu lästig wird, die Kleinen durchzufüttern. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Raben sind nämlich höchst fürsorgliche Eltern. Sie leisten beim Schlüpfen intensive Geburtshilfe, decken ihre Jungen zärtlich zu, wenn es ihnen zu kalt wird und sorgen mit rührender Anteilnahme dafür, dass der Nachwuchs niemals Hunger leidet. Woher kommt also der schlechte Ruf? In der Tat versuchen Rabeneltern ihre Jungen so schnell wie möglich flügge zu bekommen. Sobald die Flügel ausgereift sind, werden die Jungen (und auch die Mädchen) aus dem Nest geschubst. Natürlich nicht, um das Nest wieder für sich zu haben (wie dies gelegentlich bei Menschen auftreten soll), sondern um die Brut nicht an Raubvögel zu verlieren.
(Quelle: Pat Lauer: Das Ei des Kolubus und andere Irrtümer, München 2000)

Radler

Das Wort Radler kennen wir als Abkürzung für Radfahrer und als Bezeichnung für ein Mischgetränk, das zur Hälfte aus Bier, zur anderen aus Limonade (meistens Zitrone) besteht. Klar, dass sich jedem Klugscheißer die Frage auftränkt: Wie kommt ein alkoholisches Getränk zu diesem Namen? Das haben wir Franz Kugler zu verdanken. Der war nämlich Gastronom in Deisenhofen, Oberbayern, und hatte mit der Kugler-Alm ein beliebtes Ausflugsziel. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Radfahren immer beliebter, und Franz Xaver Kugler ließ einen Radweg von München quer durch den Wald zu seiner Kugler-Alm anlegen. Dies machte sein Lokal noch populärer. An einem Samstag im Sommer des Jahres 1922 ereignete sich dann ein Drama: Etwa 13 000 Radler (also echte) sollen angeblich (wahrscheinlich waren es in Wahrheit eher 130) die Kugler-Alm gestürmt haben. Da die Biervorräte ohnehin zur Neige gingen, aber noch unglaublich viel Zitronenlimonade vorrätig war, mischt Herr Kugler kurzerhand Bier und Limo und präsentierte seinen Gästen das Getränk als Radlermass, das er eigens für Radfahrer erfunden habe, damit diese nicht besoffen nach Hause fahren müssten.
Das Mischgetränk machte schnell Karriere, auch über Bayern hinaus, war allerdings bis 1993 ein Getränk, das stets vor Ort zubereitet werden musste. Erst seit der Änderung des Biersteuergesetzes, die zum 1. Januar 1993 in Kraft trat, ist die Herstellung fertiger Biermischgetränke erlaubt. Kuriosität am Rande: Im fertigen Radler muss auch für den Limonade-Anteil Biersteuer gezahlt werden.
(Quelle: Hartwig Lödige: Ketchup, Jeans und Haribo, Berlin 1998)

Rama 

Als Erfinder der Margarine gilt der Franzose Hippolythe Mége-Mourier, und 1869 wurde die Kunstbutter als Oleo-Margarin patentiert. Zwei Holländer – Simon Van den Bergh und Henri Jurgens – sicherten sich die Herstellungslizenz für Deutschland. Da Bismarcks Schutzzollpolitik den Import behinderte, beschlossen sie, eine eigene Margarinefabrik zu bauen. 1924 kreierte Jurgens den Namen “Rahma”, und Van den Bergh kam aus “Schwan im Blauband”; 1929 schlossen sie sich dann zusammen – Rahma hatte inzwischen das “h” verloren – zu “Rama im Blauband”. Rama ist natürlich eine Abkürzung und steht für Rahm und Margarine.
(Quelle: Hartwig Lödige, Tesa, Tuc und Teddybär, München 2001)

Rechtsanwälte

Wer Jura studiert und denkt, als Rechtsanwalt kann er haufenweise Prozesse führen, wird enttäuscht sein. Nur rund 20 Prozent der Arbeit eines Rechtsanwalts entfällt auf das Führen von Prozessen (für die meisten Anwälte übrigens ein Verlustgeschäft). Die restlichen 80 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt ein Anwalt mit der Beratung und Ausarbeitung von Verträgen.
(Quelle: H. Weber: “Ein Meilenstein auf dem Weg zum Discount-Juristen”. Forschung und Lehre S. 6/1995)

Reeperbahn

Das Wort Reeper ist das niederdeutsche Wort für “Seiler” und meint den Beruf des Seilemachers. Die Reeperbahn, heute die Lustmeile des Hamburger Stadtteils St. Pauli, war ursprünglich also ein Straße, in der viele Seiler, also Reeper, wohnten und auf Bahnen ihre Seile herstellten.
(Quelle: Hartwig Lödige, Tesa, Tuc und Teddybär, München 2001)
Regenwolken

Regenwolken sind ja bekanntlich voller Regen, also Wasser. Wasser hat eigentlicheine helle Farbe. Warum sind also Wolken, die so voller Wasser sind, dass sie esgleich freigeben, dunkel? In den Wolken befinden sich Wasserpartikel. Solange diese klein sind, reflektieren sie das Licht und werden als weiß wahrgenommen. Sind sie aber groß genug, um Regentropfen zu bilden, absorbieren sie das Licht und die Wolke erscheint für uns auf der Erde als dunkel.
(Quelle: Feldman, David: Warum ist die Banane krumm? München 1994)
Regenwurm

Liebe Kinder: Endlich kann ich einen Riesenfehler klarstellen, der schon so viele von uns netten, unschuldigen Würmern unnötige Schmerzen bereitet hat. Wenn Ihr uns zerteilt, leben nicht beide Teile weiter!! Wenn Ihr uns in zwei gleich große Teile zertrennt, kann nur der vordere Teil weiterleben. Das Hinterteil bildet an der Schnittstelle einen 2. Schwanz und muss demnach kümmerlich sterben, da er so natürlich keine Nahrung aufnehmen kann. Wird dagegen nur ein kleiner Teil vom Vorderstück abgetrennt, so bildet sich am Hinterteil ein neuer Kopf und ist so überlebensfähig. Wichtig dabei ist, dass unsere regenerativen Organe nicht getrennt werden. Diese befinden sich zwischen dem 9. und 15. Segment. Unser Körper kann übrigens aus bis zu 180 Segmenten bestehen. So, jetzt wisst Ihr’s.
Vielen Dank an Wurmi, den Regenwurm.

Rei (in der Tube)

Vermutlich werden jetzt einige Klugscheißer enttäuscht sein: Rei steht einfach nur für Reinigung. Rei gibt es seit 1949, und es war das erste Feinwaschmittel auf dem deutschen Markt. Nette Werbung in den 50ern: “Morgens Rei, mittags frei”.
(Quelle: Hartwig Lödige: Ketchup, Jeans und Haribo, München 2002)

Reifenwechsel

Ja ich gebe es zu: Selbst ich als Klugscheißer sage zweimal jährlich: “Ich habe meine Reifen gewechselt.” Das wäre allerdings sehr umständlich und für mich als Laien quasi unmöglich. Denn der Reifen ist nur jener Gummiwulst, der auf der Felge sitzt. Richtig müsste es also heißen: “Ich habe die Räder meines Autos gewechselt.
(Quelle: Christa Pöppelmann. Die neuen Irrtümer der Allgemeinbildung. München 2006 )

Rhabarber

Der fremdländische Name Rhabarber verrät, dass diese Knöterichgewächs ein Import ist; es hat den aus Asien über den Mittelmeerraum zu uns gefunden. Das Wort ist griechischen Ursprungs und bedeutet wörtlich “fremdländische Pflanze”. In Rhabarber steckt der Ausdruck Barbar für grobschlächtiger, gewalttätiger Mensch. Die alten Griechen bezeichneten alle Menschen, die des Griechen nicht mächtig waren, als Barbaren.
(Quelle: Hartwig Lödige, Tesa, Tuc und Teddybär, München 2001)

Richter-Skala

Die Energiemenge, die von einem Erdbeben freigesetzt wird, kann eine wirklich beunruhigende Größe erreichen. Man nimmt an, dass ein starkes Erdbeben eine Energiemenge freisetzt, die mit 1000 Kernexplosionen vergleichbar ist.
Die genaue Energie eines Erdbebens lässt sich nur schwer genau berechnen, deshalb haben Seismologen die Richter-Skala entwickelt, die auf der Stärke der Schwingungswellen basiert, die von Seismographen aufgezeichnet werden. Die Richter-Skala ist so konzipiert, dass eine Zunahme um eine Einheit auf der Skala einer zehnfachen Zunahme der Stärke eines Erdbebens entspricht. Ein Erdbeben von der Stärke 8 ist also zehnmal stärker als eins mit der Stärke 7 oder eine Million mal größer als eins von der Stärke 2. Die Messung eines Erdbebens berücksichtigt ebenfalls, dass die Schwingungswellen schwächer werden, je weiter sie sich von ihrem Störungszentrum entfernen. Deshalb können Seismologen auf der ganzen Welt praktisch die gleichen Zahlen für die Stärke eines Erdbebens vorzeigen, ungeachtet dessen, wo es sich ereignet hat. Folgende Tabelle zeigt die Beziehung zwischen Stärke der Richter-Skala und der allgemeinen Auswirkung eines Erdbebens.

 

Allgemeine Auswirkungen von Erdbeben auf Gebiete in der Nähe Ungefähre Stärke Anzahl von Erdbeben jährlich
Fast Totalschaden 8,0 oder stärker 0,1-0,2
Großer Schaden 7,4-7,9 4
Ernsthafter Schaden 7,0-7,3 15
Beträchtlicher Schaden 6,2-6,9 100
Geringer Schaden 5,5-6,1 500
Von allen gespürt 4,9-5,4 1400
Von vielen gespürt 4,3-4,8 4 800
Von einigen gespürt 3,5-4,2 30 000
Nicht gespürt, aber aufgezeichnet 2,0-3,4 800 000

Glücklicherweise sind die Erdbeben in ihrer Mehrzahl schwach. Starke Erdbeben mit einer Stärke von 8 oder mehr ereignen sich einmal alle fünf oder zehn Jahre.
(Quelle: William C. Vergara, Warum ist Zucker süß?, Augsburg 1993)

Rio de Janeiro

Rio de Janeiro ist nicht nur die Hauptstadt des gleichnamigen brasilianischen Bundesstaates, sondern auch der Inbegriff von Brasilien. Wer Rio hört, denkt an den Zuckerhut, den Karneval und den berühmten Badestrand Copacabana. (Manche auch mit schlechten Erfahrungen, gell Albert??) Rio de Janeiro bedeutet “Fluss des Januars”.
(Quelle: Hartwig Lödige: Ketchup, Jeans und Haribo, Berlin 1998)

Robin Hood

Wer kennt nicht die Geschichte des Helden aus Sherwood Forest? Doch wer hätte gedacht, dass die Bücher des Sagenheldes in Indiane im Jahre 1950 verboten waren? Per gesetzlichem Beschluss wurden alle Bücher über Robin Hood aus dem Handel gezogen. Das Thema der Bücher – das Ausrauben Reicher zugunsten Armer – wurde als kommunistische Propaganda betrachtet.
(Quelle: Brockhaus. Tageskalenderblatt vom 26. August 2005)
Röngten, Wilhelm Conrad

Das wäre doch mal eine Frage für Günter Jauch: Welcher deutsche Physiker schaffte es, Nobelpreisträger ohne Abitur zu werden? Nun die Besucher meiner Seite wüssten die Antwort. Es war der am 27. März 1845 in Lennep geborene und am 10. Februar 1923 in München verstorbene Physiker Röntgen. Kurz vor der Reifeprüfung flog er von seiner Schule, weil er einen seiner Lehrer auf der Schultafel karikiert hat. (Was für ein Frevel!! PW). Er durfte allerdings ein Privatabitur ablegen, doch zu seinem Pech erschien am Prüfungstermin nicht der angesetze Prüfungsvorsitzende, sondern, manche ahnen es vielleicht schon, der karikierte Lehrer und der ließ ihn prompt durchfallen!
Zu Röngtens Glück nahm das Züricher Polytechnikum auch Studenten mit entsprechnedem Vorwissen ohne Abitur auf. 1895 entdeckte er die nach ihm benannten Strahlen, 1901 erhielt er als Erster den Nobelpreis für Physik. Examensalpträume hatter er bis zum Lebensende. So Herr Jauch, fragens ruhig!
(Quelle: BROCKHAUS: Was so nicht im Lexikon steht. Leipzig 1996)
Rolex

Der Name Rolex ist seit 1908 als Markenzeichen eingetragen. Von Rolex stammt die erste wasserdichte Armbanduhr, der erste Automatik-Rotor und das Datumsfenster. Seit 1919 vertreibt die Firma Rolex S.A. mit Sitz in Genf ihre Produkte weltweit. Der Name Rolex ist – für 1908 ungewöhnlich – ein Kunstwort, das gewählt wurde, weil es sich gut merken lässt, gut klingt und in den meisten europäischen Sprachen identisch ausgesprochen wird.
(Quelle: Hartwig Lödige, Tesa, Tuc und Teddybär, München 2001)

rororo

Der Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt ließ nach dem Zweiten Weltkrieg Weltliteratur auf Zeitungspapier drucken; er nannte sie Rowohlts Rotations-Romane.
(Quelle: Hartwig Lödige: Ketchup, Jeans und Haribo, München 2002)
Rosen

Vielleicht hat sich der eine oder andere von Euch schon mal an dieser Blume gestochen. Ihr sollt jetzt wissen, dass es nicht deren Dornen waren, die Euch verletzt haben, sondern ihre Stacheln. Ein Dorn ist nämlich ein stechend spitzes Gebilde, das durch Umwandlung eines Pflanzenorgans entsteht. Ein Stachel dagegen ist ein aus Rindengewebe gebildetes, leicht ablösbares Anhangsorgan der Sprossachse höherer Pflanzen. Deshalb haben Kakteen Dornen, Rosen aber Stacheln.
(Quelle: Stichworte “Dorn” und “Stachel” in der Brockhaus Enzyklopädie, Wiesbaden 1990)
Rothaut

Der Name Rothaut für Indianer ist schlecht gewählt, denn selbst wenn sie sich heftig schämen, dürfte sich das wohl kaum an roter Hautfarbe erkennen lassen. Der Spitzname “Rothäute”, übrigens auf französisch “Peaux-Rouges” und auf englisch “redskins”, entstand nämlich dadurch, dass die Ureinwohner Amerikas sich ihre Haut zum feierlichen Anlass von Friedensabschlüssen mit roter Farbe einschmierten.
(Quelle: BROCKHAUS, Ganz schön merkwürdig, Leipzig 1998)