Gabel
Wer von Euch kann sich vorstellen, zumindest in der westlichen Kultur, ohne Messer und Gabel zu speisen? Doch die katholische Kirche hielt letzteres jahrhundertelang für gottlos. Dieses Essinstrument wurde wahrscheinlich im 11. Jahrhundert in Italien erfunden und vornehmlich in Adelskreisen verwendet. Die Kirche verbot aber zu jener Zeit ihren Gebrauch mit der Begründung, gottgegebene Nahrung dürfe nur mit den von Gott geschaffenen Fingern berührt werden: Die Gabel galt als Attribut des Teufels und der Hexen. So dauerte es immerhin bis zum 16. Jahrhundert, bis ihr Gebrauch sich im europäischen Bürgertum durchsetzen konnte.
(Quelle: BROCKHAUS: Was so nicht im Lexikon steht, Leipzig 1996)
Gänsehaut
Was bewirkt diese und wieso bekommen wir im Gesicht keine Gänsehaut?
Wenn die Haare nicht mehr ausreichen, um uns vor Kälte zu schützen, ziehen sich die kleinen Muskeln ganz unten am Haar zusammen, so dass es sich aufrichtet. Bei Tieren, deren Körper mit Fellen bedeckt sind, bilden die aufgerichteten Haarsträhnen ein isolierendes Geflecht. Die kalte Luft wird vom Haar größtenteils absorbiert, bevor sie bis zur empfindlichen Haut vordringen kann. Obwohl die Menschen den größten Teil ihrer Behaarung verloren haben (Gott sei Dank), setzen bei Kälte trotzdem die gleichen Muskelkontraktionen als Reaktion auf Kälte ein. Doch alles was wir gegen die Kälte auffahren können, sind ein paar erbärmliche Haarbüschel und etliche Hautwülste, die das aufgerichtete Haar unterstützen.
(Quelle: D. Feldmann: Warum ist die Banane krumm? Berlin 1994)
Gardinen, schwedische
Wer die Welt durch diese betrachtet, hat vermutlich etwas ungesetzliches getan und sitzt eine Haftstrafe ab. Diese Redensart ist verhältnismäßig jung und stammt aus der Gaunersprache. “Gardinen” sind die Gitter vor den Fenstern des Gefängnis, “schwedisch” werden sie vermutlich deshalb genannt, weil sie häufig aus schwedischen Stahl gefertigt waren, der als besonders stabil galt.
(Quelle: Duden Taschenbücher: Redensarten.Mannheim 1999)
Gehirn
Es gibt Menschengruppen, die wollen uns weismachen, dass wir nur 10 Prozent unseres Gehirn nutzen. Sämtliche Zellen unseres Gehirns sind auf die eine oder andere Weise an unserem Denken und Erinnern beteiligt (das sieht man allein schon daran, dass bei Ausfall eines Teils der Zellen immer irgendwelche Gehirnfunktionen leiden). Vermutlich hatte Einstein, dem obige These zuweilen zugesprochen wird, nur sagen wollen, zu einem gegebenen Zeitpunkt wäre nur jede zehnte Zelle unseres Gehirns aktiv.
Das mag stimmen oder nicht – in jedem Fall wird jede Zelle des Gehirns und nicht nur jede zehnte Zelle wirklich auch gebraucht.
Wer mehr über den Mythos herausfinden möchte, klicke auf die Quelle.
(Quelle: http://faculty.washington.edu/chudler/tenper.html)
geil
Diesen Ausdruck verwenden Jugendliche und Kinder häufig zum Leidwesen ihrer Eltern als Synonym für das was ihre Eltern und Großeltern noch toll, knorke oder super nannten. “Geil” ist also noch mal eine Steigerung und ist quasi universell und immer einsetzbar. Der Grund, warum Eltern dieses Wort so ungern hören liegt wohl darin, dass in ihrer Generation “geil” für lüstern, also im sexuellen Sinn gebraucht wurde. Im Mittelalter stand der Ausdruck für übermütig, ausgelassen, gelegentlich auch für Begierde oder Fleischeslust. Seit dem 15. Jahrhundert existiert das Wort auch bezogen auf Tiere und Pflanzen, die üppig wachsen oder wuchern. Noch heute ist in der Botanik das Verb vergeilen ein geläufiger Ausdruck für Pflanzen, die aufgrund von Lichtmangel wuchern.”.
(Quelle: Hartwig Lödige, Tesa, Tuc und Teddybär, München 2001)
Gemüse (Was ist der Unterschied zum Obst? siehe Obst)
Geronimo
Der Apachen-Häuptling Goyathlay lehrte den Weißen das Fürchten. Sein indianischer Name Goyathlay bedeutet “Der, der gähnt”. Er war Häuptling der Chiricahua-Apachen und lebte von 1829 bis 1909. 1882-86 führte er die letzten erbitterten Kämpfe gegen die amerikanischen Truppen im Süden Arizonas.
Nach der Niederlage wurden die Chiricahua zunächst nach Florida, dann nach Oklahoma deportiert. Dort lebte Geronimo als Rancher. Im Alter trat er der Holländischen Reformierten Kirche bei, wurde aber wegen Glückspiels wieder ausgeschlossen.
(Quelle: Brockhaus. Tageskalenderblatt vom 27. Mai 2005)
Gleichheitszeichen
Wer hat dieses = erfunden? Nun, es waren nicht die Schweizer, sondern der Engländer Robert Record, Mitglied des altehrwürdigen Colleges All Souls in Oxford erklärt 1557 das verblüffend einfache Zeichen: “Keine zwei Dinge können sich mehr gleichen als zwei parallele Linien.” Das klingt gar nicht so uneinleuchtend, oder würde einem von euch spontan ein besseres Symbol einfallen?
(Quelle: BROCKHAUS, Da staunt der Fachmann…, Was so nicht im Lexikon steht. Leipzig 2000)
Glühbirne
Wer hat’s erfunden? Nein, weder die Schweizer noch, und ich wette, dass denken die meisten, Thomas Alva Edison. Der Erfinder der Glühbirne ist der deutsche Uhrmacher Heinrich Goebel aus Springe bei Hannover; schon 1854 hatte er seine Werkstatt in New York damit elektrisch ausgeleuchtet. Erst rund 25 Jahre später kam Edison auf die gleiche Idee; statt einer verkohlten Bambusfaser, wie noch Goebel, nahm er einen Kohlfaden und anders als Goebel wusste er seine Erfindung dann auch zu vermarkten.
(Quelle: W. Schneider: Die Sieger, Hamburg 1992)
Glühlampen
Es stimmt nicht, dass elektrische Lampen beim Einschalten besonders viel Strom verbrauchen. Zumindest wenn man den Raum für länger als zwölf Minuten verlässt, sollte man grundsätzlich das Licht ausschalten. Das spart Strom, und man muss auch nicht häufiger neue Birnen kaufen.
Zunächst einmal zu der Mär vom höheren Stromverbrauch: Leuchtstoffröhren haben einen Starter, der während des Aufflackern die fünffache Energiemenge aufnehmen kann. Weil das aber sehr schnell geht, wird dieser Zusatzverbrauch schon durch eine Sekunde “Dunkelzeit” eingespart. Auch gewöhnliche Glühlampen (also Birnen) verbrauchen im kalten Zustand mehr Strom als im heißen – ihre Glühfäden sind ein temperaturabhängiger elektrischer Widerstand. Da das Aufheizen aber sehr schnell geht, ist auch dieser Zusatzverbrauch vernachlässigbar.
Die Lebensdauer einer Birne oder Röhre sinkt tatsächlich durch häufiges Ein- und Ausschalten. Professor Volker Staben von der Fachhochschule Flensburg erklärt das mit der sogenannten Elektromigration: “Atome im Faden werden durch die sich bei Stromfluss bewegenden Elektronen quasi mitgerissen, so dass der Faden an einigen Stellen dünner wird.” Diese Stellen werden dann immer mehr beansprucht und dadurch noch dünner, bis sie schließlich reißen – gern beim Einschalten, weil in dem Moment der Stromfluss am größten ist.
Wie wägt man nun den Verschleiß durchs Ein- und Ausschalten gegen den Stromverbrauch ab? Professor Staben macht folgende Überschlagsrechnung auf: Nehmen wir an, eine durchschnittliche Birne brennt etwa 1000 Stunden lang und hält bis zu 5000 Schaltzyklen aus. Dann verkürzt jeder Einschaltvorgang die Brenndauer um etwa 12 Minuten. Dieser Verschleißeffekt wird aber schon durch 12 Minuten Dunkelzeit aufgehoben.
(Quelle: Christoph Drösser. Stimmt’s? Moderne Legenden im Test. Hamburg 2000)
Goldfische
Gerne wird das Märchen erzählt, Goldfische in chinesischen Lokalen habe etwas mit der Chinesen-Mafiia und Schutzgelderpressung zu tun. Zugegeben: Mir wurde dieser Bär auch aufgebunden, dabei sind Goldfische lebendiger Ausdruck der altchinesischen Feng-Shui-Philosophie.
Die Feng-Shui-Lehre beschäftigt sich mit günstigen und ungünstigen Einflüssen im Lebensbereich. Dazu gehört auch das bewusste Einsetzen der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser.
Wasser ist z. B. der Kommunikation und Literatur, Kunst und Musik förderlich. So haben die Goldfische keinen Wok zu fürchten, sind sie doch Botschafter des Wassers und Garanten für Glück und Wohlstand.
(Quelle: BROCKHAUS, Ganz schön merkwürdig, Leipzig 1998)
Golf
Warum hat ein Golfplatz 18 Löcher?
In Schottland, der Heimat dieses “Bring einen verflucht kleinen Ball mit einem Schläger in ein verflucht kleines Loch”-Spiel, war die Anzahl der Löcher abhängig von der Größe des zur Verfügung stehenden Landes. Einige hatten nicht mehr als fünf Löcher. Die Anlage des renommiertesten Golfclubs, des “Royal and Ancient Golf Club of Saint Andrews”, bestand ursprünglich aus 22 Löchern. Sie wurde am 4. Oktober 1764 um vier Löcher auf 18 reduziert, um die Entfernungen zu vergrößern und das Spiel schwieriger zu gestalten. In dem Bemühen, dem stetig wachsenden Beliebtheitsgrad des Spiels mit einheitlichen Formen gerecht zu werden, nahm man in der Folgezeit bei der Gastaltung von Golfplätzen internationalen Zuschnitts die Anlage von Saint Andrews zum Vorbild.
(Quelle: D. Feldmann: Warum ist die Banane krumm?Berlin 1994)
Good Bye
Dieser Abschiedsgruß, der vor allem im englischsprachigen Raum üblich ist, hat nichts mit dem deutschen ”gut” zu tun. Vielmehr kommt er von ”God Bye”, was soviel bedeutet wie ”God be with you”. Ein anderer Begriff ”So long” hat nichts mit dem eventuell langem Zeitraum des nächsten Wiedersehens zu tun, sondern kommt aus dem arabischen ”salaam” bzw. aus dem hebräischen ”shalom”.
(Quelle: Walter Krämer, Das neue Lexikon der populären Irrtümer)
Gottesanbeterinnen
Gerne wird behauptet, dass Gottesanbeterinnen grundsätzlich ihre Männchen während bzw. nach der Paarung fressen. Das kommt vor, aber längst nicht so häufig, wie lange angenommen. Das liegt daran, dass die Männchen, die von Forschern beobachtet werden, in Terrarien leben und tatsächlich meistens von ihrem Weibchen gefressen werden. In freier Wildbahn gelingt es dem deutlich kleineren Kameraden durchaus öfters die Flucht. Trotzdem ist ein Liebesakt immer ein Spiel mit dem Feuer…
(Quelle: SZ Wissen Kalender 2006)
grüne Neune!
Viele haben schon einmal den Ausspruch getan: ”Ach du grüne Neune!”, wahrscheinlich ohne zu wissen, was dies überhaupt bedeutet. Nun, dem kann Abhilfe geschaffen werden. Dieser Ausdruck bezieht sich auf ein früher berüchtigtes Tanzlokal im Berlin des 19. Jahrhunderts, das sich ”Am grünen Wege Nr. 9” befand und im Volksmund rasch ”Die grüne Neune” genannt wurde. Besonders die Eltern des jungen Publikums reagierten dann bei der bloßen Erwähnung des Lokals mit dem bekannten Ausruf des Entsetzens.
(Quelle:Das Buch der Redensarten, Rastatt 1999)
Grußformeln
Jeder tut es, oder sollte es zumindest tun, und denkt sich dabei wahrscheinlich nichts dabei. Ich spreche von Grußformeln, die man zur Begrüßung und zum Abschied ausspricht. Da hätten wir einmal die schöne bayerische Begrüßung Grüß Gott. Gerne hört man dann, meist als Spaß gemeint, den Satz: “Grüß ihn halt selbst, wenn du ihn siehst.” Ursprünglich hieß die Begrüßung: “Got grueße dich”. Das bedeutet, “Gott möge dich freundlich anreden, beschützen.” Das Pendant (Ja, der Klugscheißer kann auch mit Fremdworten umgehen) der Prei… äh, Norddeutschen Guten Tag ist übrigens gar nicht so weit von unserem Gruß entfernt. Diese Kurzform entstammt nämlich aus Wendungen wie “goden dach got geve dir!”
(Quelle: Peter Köhler: Basar der Bildungslücken, München 2000)
Grußformeln Teil II
Dieses mal beschäftigen wir uns mit den Begrüßungsformeln, die zwischen guten Bekannten angesagt sind. Die Rede ist von servus, ciao oder tschüs. Die ersten beiden Ausdrücke sind sowohl für Begrüßung als auch zum Abschied geeignet. Beim italienischen ciao hat sich das allerdings noch nicht so durchgesetzt. Das wird meistens zur Verabschiedung verwendet. Aber ich schweife ab, ich wollte ja eigentlich erzählen, wie diese Riten zustande gekommen sind. Manch einer, der sich in der Schule mit Latein plagen durfte, hat es dort erfahren: Servus heißt Sklave oder Diener und so drückt man mit dem Gruß aus: “ich bin dein Diener”. Ähnlich verhält es sich mit ciao, das von “schiavo” herrührt und ebenfalls Sklave bedeutet. Das Pendant der norddeutschen Mitbewohner “tschüs”, das von richtigen Bayern gar nicht gern gehört wird, sich aber auch hierzulande wohl nicht verdrängen lässt, findet seinen Ursprung in dem französischen adieu. Das bedeutet “(ich empfehle dich) Gott”. Weit hergeholt, findet ihr? Adieu wanderte über das wallonische adjuus ins rheinische Platt, wo man adjüs, tjüs, tschüs sagte.
Da war doch noch was: Richtig! Die Bayern sagen ja viel lieber: Pfüati (Gott). Das heißt eigentlich hochdeutsch ausgedrückt: “Behüt’ dich (Gott).”
(Quelle: Peter Köhler: Basar der Bildungslücken, München 2000)
Guillotine
Gegenstände werden gerne nach ihrem Erfinder benannt: Das gilt aber für diese Tötungsmaschine nicht. Zunächst gab es ähnliche Fallbeile für den selben Zweck schon im alten Persien oder im deutschen Mittelalter, wo sie Namen hatten wie “Diele”, “Hobel” oder “welsche Falle”.
Nach Frankreich kam das Fallbeil gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufgrund eines Gutachtens des Arztes Dr. Anton Lous aus Metz. Deshalb war der erste Name für das Köpfungsgerät “Louisette” oder “Petite Louison”. Den ersten Prototyp hat übrigens ein deutscher Landsmann namens Schmitt konstruiert und das erste Opfer war der Straßenräuber Pelisier. Aber ich schweife ab:
Den Name “Guillotine” ergab sich erst ein paar Jahre noch ihrer Premiere; in den Protokollen der Nationalversammlung von 1789 fand sich ein Antrag des Wundarztes Joseph Ignace Guillotin (1738-1814), dass bei der Todesstrafe, ungeachtet des Standes, immer die gleiche Art der Tötung anzuwenden sei. Das Fallbeil sei dabei besonders geeignet, da es am humansten ist. Dr. Guillotin war also nicht der Erfinder dieses Beiles und seine Kinder waren so entsetzt darüber, dass ihr Name mit dem Terror der Französischen Revolution in Verbindung gebracht wurde, dass sie ihn nach dem Tod ihres Vaters änderten.
(Quelle: Fritz C. Müller: Was steckt dahinter? Namen, die Begriffe wurden, Eltville 1964)
Gurkenscheiben als Gesichtsstraffer?
Glaubt man Frauenzeitschriften, helfen Gurkenmasken gegen Pickel, Mitesser, trockene Haut, Augenringe und viele weitere Symptome des körperlichen Verfalls. Aber sollte man Frauenzeitschriften glauben?
Wenn man sich Gurkenscheiben ins Gesicht legt, trocknet die Haut kurzfristig sogar aus. Das jedoch verstärkt die Bildung von Falten eher noch, anstatt die Haut zu straffen.
(Quelle: SZ Wissen Kalender 2006)
Guter Rutsch
Wenn wir uns gegenseitig einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen, hat dies nichts mit rutschen oder gleiten zu tun. Dieser ”Rutsch” kommt nämlich aus dem hebräischen ”rosch” (= Kopf). In zusammengesetzten Wörtern hat dieser ‘Kopf’ dann als übertragene Bedeutung ‘neu’ im Sinn von ‘Anfang’ bekommen, wie in ‘rosch haschana’ = ‘Neujahr’. So ist dann unser guter Rutsch entstanden.
(Quelle: Christoph Gutknecht: Lauter böhmische Dörfer, München 1996)